Seit Mitte des letzten Jahres stellt die Mitarbeit in der Arbeitsgruppe Rosenheim im übergreifenden Planungsdialog unsere Hauptaufgabe dar. Der letzte Arbeitsauftrag darin war die Überarbeitung des sogenannten Kriterienkataloges, nach dessen Bewertungskriterien die Varianten, die nach einer Berechnung der Autobahndirektion Süd ein Nutzen-Kostenverhältnis von über 1 aufweisen, weiter betrachtet werden sollten. Mit fachmännischer Unterstützung und in Zusammenarbeit mit der BI Rohrdorf-Achenmühle gelang es schließlich, diesen, in schwierigem Behörden-Deutsch und teilweise unverständlichen Passagen verfassten 62-seitigen Katalog „durchzuackern“. Nach vielen, sehr arbeits- und zeitintensiven Stunden wurden am 11. Mai 2010 umfangreiche Ergänzungsanträge bezüglich der Situation von Frasdorf und Rohrdorf-Achenmühle an die Autobahndirektion Südbayern versandt. In dem Begleitschreiben dazu signalisierten auch der Bürgermeister von Rohrdorf (i. V. Joachim Wiesböck, stellvertr. Bgm) und Bürgermeisterin Marianne Steindlmüller durch ihre Unterschriften ihr Einvernehmen.
Mitte Juli wurden wir dann völlig davon überrascht, dass die „Übergreifende Planungsbegleitung – Lenkungsgruppe“ in ihrer Sitzung am 12. Mai 2010 alle unsere eingereichten Varianten, die im Vorfeld durch die Berechnung des Nutzen-Kostenverhältnisses weiter betrachtet werden sollten, einfach als „wird nicht weiter verfolgt“ eingestuft hatte! Nur die Bestandsplanung mit ausschließlich Lärmschutzwänden und –wällen (!) und eine Volleinhausung (ist keine Grünbrücke) mit 940 m Länge blieben übrig.
Dazu wurde anstelle von unseren Varianten eine neue, sogenannte „optimierte Planungsvariante“ im Ortsbereich Frasdorf mit auch gerade mal 940 m Länge präsentiert (s. Abb.)! Diese beinhaltet drei offene Galerien und zwei kümmerliche Einhausungen, die sich beginnend mit einer Galerie abwechseln. Bei den Galerien sind die Fahrbahnen in Richtung Salzburg überdeckelt und die Fahrbahnen Richtung München offen, so dass hier nach unserer Befürchtung der Lärm wieder von Stützmauer und Kirchleite zurückgeworfen wird und der Schall jeweils bei Ein- und Ausfahrt aus den geschlossenen Abschnitten verstärkt auftritt. Im Bereich an der Leiten, wo im Januar 2009 die Live-Sendung mit dem BR stattfand, sowie im Bereich Ginnerting sind zu unserem Entsetzen wieder 6m hohe Lärmschutzwände vorgeschlagen! Auf der Prienbrücke soll auf der Nordseite eine 1m hohe Lärmschutzwand entstehen !?! Soll das eine Lärm-Reflektorwand für den Ortsbereich werden?
Im Großen und Ganzen erkennt man sehr gut, dass dieser Plan durch reine Berechnungen erstellt wurde. Nichts von landschaftlichen örtlichen Gegebenheiten ist darauf zu sehen. Die Lärmauswirkung wird wohl mit linealgeraden Strichen gemessen und wie sich die 6-7m hohen Lärmschutzwände an diesen Stellen in die Landschaft "integrieren", muß ja nicht dargestellt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Zeichner dieses Blattes schon einmal hier bei uns vor Ort war und die Situation in Natur gesehen und gehört hat!
Bürgermeisterin Marianne Steindlmüller bemängelte an diesem völlig unzureichenden Planungsvorschlag die fehlende Lärmschutzwand südlich der Trasse im Bereich Ginnerting.
Mit den eingereichten Varianten von Achenmühle/Rohrdorf wurde genauso verfahren. Aber durch die geschickte Initiative des Rohrdorfer Bürgermeisters einigte man sich darauf, eine leicht abgespeckte Achenmühler Variante weiter zu betrachten. Diese sieht eine Einhausung mit einer Länge von ca. 1300 m vor.
Die plötzliche Veränderung der Berechnungskriterien und die daraus folgende Streichung der eingereichten Varianten stellt ein Manöver dar, das keinesfalls im „Dialog“ entstanden ist, sondern einem Alleingang der Autobahndirektion zuzuschreiben ist. Wir wollten uns vehement dagegen wehren und initiierten kurzfristig eine Besprechung mit Bgm und Gemeinderat. Dabei gestaltete es sich allerdings als äußerst schwierig, unsere Bgm davon zu überzeugen, dass die vorgeschlagene Variante für unser Gemeindegebiet nicht annehmbar ist. Sie war der Meinung, es wäre eine gute Lösung und wir müssten damit zufrieden sein. Aber genau das wollen die Behörden erreichen, nämlich, dass wir uns jetzt schon auf eine solche Minimierung einlassen. Bis zum Ende würde dann sicher nicht mehr viel übrig bleiben von den Schutzmaßnahmen, die wir fordern. Nach hitziger Diskussion und ausdrücklicher Befürwortung unseres Anliegens durch einige der anwesenden Gemeinderäte erklärte sich Bgm M. Steindlmüller bereit, unser Vorhaben durch ihre Unterschrift in einem von uns verfassten Brief an die zuständigen Behörden und die Politik zu unterstützen.
Bei einem darauf folgenden Treffen mit MdB Daniela Raab, an dem auch Vertreter der BI Achenmühle-Rohrdorf teilnahmen und wir sie über die jüngsten Vorfälle unterrichteten, sagte Sie uns ihre aktive Unterstützung zu.
Am 09.08.2010 wurden oben genannte, von den Gemeinden und BI's von Frasdorf und Rohrdorf-Achenmühle unterzeichneten Schreiben an folgende Adressaten versandt:
Hr. BM Dr. Ramsauer, Hr. MdB Dr. Scheuer, Hr. MP Horst Seehofer, Hr. IM Joachim Herrmann, Fr. MdB Daniela Raab, Fr. MdB Angelika Graf, Hr. MdL Klaus Stöttner, Fr. MdL Maria Noichl, Fr. MdL Annemarie Bichl, Hr. Neiderhell Landrat Ro., Hr. Steinmaßl Landrat TS, Hr. Grabner Landrat BGL, Hr. Peter Rühmkorff BmVBS, Hr. Poxleitner/Hr. Wiebl/ Hr.Böhm Oberste Baubehörde im Staatsminist., Hr. Lichtenwald/ Fr. Kamischke Autobahndirektion Südbayern, Hr. Gerhard Kippes Landratsamt Ro.
Wir hoffen auf baldige positive Antworten und einen Wiedereinstieg in den Planungsdialog.
Das nächste Treffen der Arbeitsgruppe Rosenheim findet Ende September statt.
Last Updated (Monday, 09 August 2010 20:16)