Einhausung für Frasdorf kommt |
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat gestern in Berlin den Vorentwurf zum Ausbau der Autobahn A8 zwischen Rosenheim und Bernau unterzeichnet und damit grünes Licht für das Planfeststellungsverfahren gegeben. Das teilte die Rosenheimer CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig am Mittwoch mit. "Besonders erfreulich ist: Frasdorf bekommt die Einhausung - und die Gemeinden bekommen weit mehr Lärmschutz, als gesetzlich vorgeschrieben ist", so Ludwig. |
Ein Deckel für die Autobahn
Für den geplanten Ausbau der A 8 von Rosenheim zur Landesgrenze fordern Anrainer mehr Lärmschutz
Von Heiner Effern
München – Der geplante Ausbau der Autobahn 8 zwischen Rosenheim und der Landesgrenze
tritt in eine erste entscheidende Phase. Die Autobahndirektion Südbayern stellt den
betroffenen Gemeinden vor, wie sie sich die Verbreiterung von vier auf sechs Fahrstreifen
und zusätzlich den Bau von jeweils einem Standstreifen vorstellt. Noch bevor das offizielle
Planfeststellungsverfahren begonnen hat, regt sich Widerstand. Entlang der Strecke haben
sich Bürgerinitiativen gebildet. Und selbst die CSU als Befürworterin des Ausbaus fordert
beim Lärmschutz Verbesserungen.
In einem Treffen mit fast allen Bürgermeistern der Anrainerorte verlangten die
CSU-Bundestagsabgeordneten Daniela Raab und Peter Ramsauer am Montag, die Autobahn an
Brennpunkten abzusenken oder in Einhausungen komplett verschwinden zu lassen. Die in den
30er Jahren gebaute Autobahn führt jetzt schon so nah an Orten wie Frasdorf, Siegsdorf oder
Piding vorbei, dass von der Straße ein Blick ins Wohnzimmer möglich ist. „Der geplante
Lärmschutz entspricht zwar den gesetzlichen Vorgaben, ist aber so wie jetzt vorgesehen an
einigen sensiblen Stellen nicht tragbar”, sagt Daniela Raab. In Frasdorf will die
Autobahndirektion zum Beispiel eine etwa acht Meter hohe Schutzwand aufstellen. „Das ist
für die Chiemgauer Landschaft eine Katastrophe.” Raab will dort unbedingt eine Einhausung
durchsetzen, um den Weg für andere Orte frei zu machen. „Hier ist die Planung am weitesten
fortgeschritten. Wir sind die Bugwelle.”
Etat von 500 Millionen
Die Autobahndirektion verweist darauf, dass solche Entscheidungen von der Politik zu treffen
seien. Momentan rechnet die Behörde mit einem Etat von gut 500 Millionen Euro für den
Ausbau. „Ob damit Einhausungen umzusetzen sind, da habe ich meine Zweifel”, sagt
Präsident Paul Lichtenwald. Als Schätzwert für einen Kilometer Autobahn rechnet seine
Behörde mit 10 Millionen Euro. Eine Einhausung auf gleicher Strecke wird mit 45 bis 55
Millionen Euro geplant. Wenn das Geld dafür bereitgestellt würde, hätte Lichtenwald keine
Probleme mit der Umsetzung. „Das ist nichts Außergewöhnliches. An der A 96 in Wörthsee
haben wir das auch gebaut.” Gestalterisch ließen sich aber auch hohe Lärmschutzwände in die
Landschaft einpassen. Viele Bürger von Frasdorf sehen das ganz anders. Ihr Ort ist Millionen
von Reisenden Richtung Süden nur als lange Kurve an der A 8 bekannt, die bei der Anfahrt
mit Tempo 140 beinahe durch die Kirche zu führen scheint. Das Leben an der Autobahn ist
für sie längst eine Qual. „Wir wollen keine Mauer durch den Ort, sondern eine Einhausung im
Gemeindegebiet?, sagt Gabi Schlehmer von der Bürgerinitiative. „Es gibt da keinen
Kompromiss für uns.” Da die Autobahn bei ihnen sowieso unter der Erde verschwinden soll,
hat sie nichts gegen einen Ausbau auf sechs Fahrstreifen. Zumal ihr immer wieder bedeutet
wurde, dass bei einem kleinen Ausbau von nur einem Standstreifen das Gesetz keine
Verbesserung des Lärmschutzes vorsehe.
Grüne warnen vor Kosten
Das wiederum bezweifeln die bayerischen Grünen. Sie werfen der CSU vor, dieses Argument
lediglich zu nützen, um den großen Ausbau durchzusetzen. Ihr Fraktionschef Sepp
Daxenberger, durch dessen Wahlkreis die A 8 verläuft, plädiert lediglich für den Anbau eines
Standstreifens, der bei Bedarf als Fahrstreifen freigegeben werden kann. „Die Verkehrszahlen
geben den Ausbau auf sechs Fahrstreifen gar nicht her. Außerdem ist er zu teuer und
verbraucht zu viel Fläche.” In Frasdorf etwa fürchten die Anwohner eine Verbreiterung der
gesamten Teerdecke von 17 auf 36 Meter.
Um den bestmöglichen Lärmschutz zu erhalten, haben sich viele Anwohner und
Bürgerinitiativen zwischen Rosenheim und der Landesgrenze zum Verein „Bürger setzen
Grenzen” zusammengeschlossen. Die Vorsitzende Heidi Mannfeld fordert, den Ausbau auf
die Standstreifen zu begrenzen. Auch sie sieht darin schon die Möglichkeit, den Lärmschutz
unter anderem mit Einhausungen zu verbessern. Doch ist dazu die Front im Verein nicht
geschlossen: Viele unterstützen den großen Ausbau, weil sie sonst keine Chance auf neuen
Lärmschutz sehen. Und manche fordern einfach das Maximum: Das Dorf Anger verlangt den
Bau eines acht Kilometer langen Tunnels unter ihr Gemeindegebiet hindurch.
Die 70 Jahre alte Autobahn A 8 von Rosenheim bis zur Landesgrenze vor Salzburg ist dem
zunehmenden Verkehr nicht mehr gewachsen.
Quelle: Züddeutsche Zeitung | Bayern vom 17.02.2009