Einhausung für Frasdorf kommt |
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat gestern in Berlin den Vorentwurf zum Ausbau der Autobahn A8 zwischen Rosenheim und Bernau unterzeichnet und damit grünes Licht für das Planfeststellungsverfahren gegeben. Das teilte die Rosenheimer CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig am Mittwoch mit. "Besonders erfreulich ist: Frasdorf bekommt die Einhausung - und die Gemeinden bekommen weit mehr Lärmschutz, als gesetzlich vorgeschrieben ist", so Ludwig. |
Planungen für A8-Ausbau gehen voran
Bürgerinitiative für eine lebenswerte Zukunft an der Autobahn: Wolfgang Mentzel, Sabine Nicolaisen, Maria Wagensonner und Sepp Winkler (v.li.). |
Grünes Licht für Planfeststellungsverfahren – Engagement der Bürgerinitiative „für eine lebenswerte Zukunft" geht weiter
Berlin/Frasdorf – Es ist geschafft! Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat heute in Berlin den Vorentwurf zum Ausbau der A8 zwischen Rosenheim und Bernau unterzeichnet und damit grünes Licht für das Planfeststellungsverfahren gegeben. ... „Besonders erfreulich ist daran, dass der Minister die wesentlichen Punkte im Entwurf der Autobahndirektion Südbayern mit den Vorgaben aus dem Planungsdialog genehmigt hat. Das heißt: Frasdorf bekommt die Einhausung, und insgesamt bekommen die Gemeinden weitaus mehr Lärmschutz, als gesetzlich vorgeschrieben ist. Nur an wenigen Stellen gab es geringfügige Abstriche. Doch hier können wir im Planfeststellungsverfahren noch einmal nachhaken."
Soweit die Pressemeldung der CSU-Bundestagsabgeordneten Daniela Ludwig. Doch was genau bedeutet eigentlich „Einhausung"? Und ist damit den Forderungen der Bürgerinitiativen (BI), die sich seit fünf Jahren ehrenamtlich um Verbesserungen im Sinne des Erhalts der Lebensqualität einsetzen, Rechnung getragen? Die pressewoche hat bei der Sprecherin der BI Frasdorf, Sabine Nicolaisen, einmal nachgefragt.
Frau Nicolaisen, kürzlich wurde bekannt, dass es für das Planfeststellungsverfahren bezüglich des Ausbaus der A8 grünes Licht gibt. Was bedeutet das für Sie?
Da uns zugesagt wurde, dass die Planfeststellungen auf Basis der im Planungsdialog gemeinsam erarbeiteten Planungsgrundlagen erfolgen werden, sind wir sehr zufrieden mit dem erreichten Ergebnis und sehen den Planfeststellungen und dem nachfolgenden Neuausbau der A8 in unserem Bereich sehr zuversichtlich entgegen. Der Schutz der Anrainer, der Natur und unserer herrlichen Landschaft gegen den Lärm und gegen andere Belästigungen und Emissionen durch die A8 wird sich erheblich verbessern. Das Projekt hat durchaus das Potential, im Schutzniveau und in der Art und Intensität der Bürgerbeteiligung ein bundesweit beachtenswertes Pilotbeispiel zu werden.
In einer Pressemeldung wird erwähnt, dass die Bürgerinitiativen Frasdorf und Achenmühle sachkundige Verbesserungsvorschläge mit eingebracht haben. Welche waren/sind das?
Wir Frasdorfer und Achenmühler haben den Planungsdialog von Beginn an als Verpflichtung verstanden, für die beteiligten Behörden ein Gesprächspartner „in Augenhöhe" zu sein, denn wir wollten in jedem Falle ernst genommen werden. Wir haben uns anfangs mit sehr mühevollem Selbststudium intensiv in die Verordnungs- und Verwaltungslage, aber auch in bautechnische Aspekte eingearbeitet und konnten unsere besondere Ortskunde und unsere Wünsche und Forderungen in den Gesprächen sinnvoll zusammenführen und fachlich kompetent vertreten. Wir glauben, das hat die Behördenseite zunächst wirklich erstaunt, aber man hat unsere hilfreichen Anmerkungen ernsthaft erwogen und teilweise in die Planungen übernommen, so um Beispiel den Vorschlag einer teilweisen Tieferlegung der Autobahntrasse, was an sich schon eine Verminderung des Verkehrslärms bedeutet. Auch bei den genauen Längen und der genauen Lage der jeweiligen Anfangs- und Endpunkte von Einhausungen und Lärmschutzanlagen konnten wir hilfreiche fachliche Beiträge leisten, um die baulichen Lösungen so effektiv und so wirtschaftlich wie möglich zu platzieren.
Nun ist immer wieder die Rede von einer sogenannten Einhausung. Könnten Sie bitte kurz erläutern, um was es sich bei dieser Einhausung genau handelt?
Das ist im Grunde ein Tunnel, der nicht teuer durch die Erde gebohrt werden muss, sondern in besonders lärmempfindlichen Streckenbereichen einfach über die Autobahn gebaut wird. Lärm und Abgase verschwinden dabei unter der Erde. Aber so ein Bauwerk hat nicht nur diesen Schutzeffekt: Eine Einhausung im Ortsbereich von Frasdorf würde mit dem beim Bau anfallenden Erdaushub überschüttet und es entstünde da, wo jetzt (und später) die Autobahn verläuft, neues Ortsgebiet. Die jahrzehntelange Zäsur des Ortes durch die Autobahn wäre geheilt: die neu gewonnen Flächen könnten bebaut, städtebaulich oder landwirtschaftlich genutzt oder einfach renaturiert werden. Die neuen Flächen wären weitgehend emissionsfrei und würden zum Beispiel auch dem Wildbestand gefahrloses Wechseln über die Autobahn ermöglichen. Das Ergebnis wäre eine enorme Verbesserung der Lebensqualität im gesamten Ort und würde sicherlich auch die touristische Erschließung spürbar fördern.
Ist damit den Forderungen der Bürgerinitiative Rechnung getragen oder gehen Ihre Vorstellungen über den aktuellen Sachstand hinaus?
Kein Dialogpartner kann erwarten, seine Maximalforderungen durchzusetzen, aber wir haben unsere Ideen und Wünsche selbstbewusst vorgetragen und vertreten. und können heute sagen, dass wir faire Partner hatten und einen zumindest zufriedenstellenden Teil unserer Vorstellungen in den Planungsgrundlagen verwirklicht sehen.
Verbesserungspotenzial sehen wir unter anderem noch in den Details der jeweiligen Lage, Länge, Höhe und Gestaltung von Lärmschutzbauwerken sowie für besonders sensible Abschnitte in den Außenbereichen unserer Gemeinden. So könnten beispielsweise Einhausungen in Leichtbauweise zum Einsatz kommen. Dies wäre eine kostengünstige Kombination aus Stahlfertigbetonteilen und Holzbauweise, die gerade in den höher gelegenen Gebieten gegenüber Lärmschutzwänden eine erhebliche Wirkung zeigen. Vorschläge wurden von uns bereits an Politik und Behörden übergeben.
Inwieweit wird Ihre Bürgerinitiative auch in Zukunft in die Planungen mit eingebunden?
Im Zuge der Planfeststellungen gibt es noch einige Details, bei denen wir mitwirken möchten, – so etwa die Strecken- und Anschlussführungen von Orts- und Landesstraßen im Bereich des A8-Ausbaus, aber auch Verbesserungsvorschläge für besonders betroffene Außenbereiche unserer Gemeinden. Wir wollen auch hier fachlich kompetente und sachlich begründete Detaillösungen vorschlagen und werden strengstens darauf achten, dass unsere Vorschläge die Planungen verbessern, ohne die Kosten wesentlich zu erhöhen, – hier und da können wir sogar preiswertere Lösungen vorschlagen. Uns wurde seitens der maßgebenden Politiker und Behördenvertreter eine weitere enge Einbindung in die weiteren Planungen zugesichert. Ich denke, wir verdanken dies vor allem unserem fachlich fundierten und stets konstruktiven Auftreten im bisherigen Dialog. Wir wollen keine Nörgler sein, sondern hilfreich beitragen, um die Qualität (nicht die Kosten) der Planungen weiter zu erhöhen. Ich glaube, das unterscheidet uns positiv vom üblichen Bild einer „Bürgerinitiative".
Quelle: Pressewoche.de | Nachrichten | Chiemgau vom 26.09.2013